Das Kind im Mittelpunkt
In den Anfängen glich das Betreuungsangebot eher einer Art Nachbarschaftshilfe mit einer Handvoll Betreuungsplätzen. Zur Gründung war eine Vollzeitstelle beim SkF damit betraut, bis Ende der 1990er kam eine Teilzeitstelle hinzu. Anfang der 2000er Jahre kam eine weitere Vollzeitstelle und eine Teilzeitstelle dazu. 30 Jahre später ist die cse mit aktuell 271 Tagespflegepersonen und mehr als 1000 Plätzen der größte Essener Anbieter von Fachberatung und Vermittlung für Kindertagespflege. Die Ziele sind dabei über die Jahre gleichgeblieben: optimale Kinderbetreuung, Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Ausbau und Stärkung der Kindertagespflege als Alternativangebot zur Kita im Stadtgebiet.
„Das Profil der Kindertagespflege hat sich in den letzten 30 Jahren stark gewandelt. Neben der Festigung als Berufsbild hat sich auch das Qualifikationsniveau der Tagespflegepersonen stetig weiterentwickelt. In den Anfängen erhielten Tagespflegepersonen gerade einmal 30 Unterrichtseinheiten, heute sind 300 Einheiten für die Qualifikation erforderlich. Wichtig war und ist uns, dass wir bei den Ausbildungsstandards der Tagespflegepersonen immer auf dem aktuellen Stand bleiben. So konnten wir die Tagespflege über die Jahre Stück für Stück weiter professionalisieren und waren Treiber für Weiterentwicklungen“, so Clarissa Albrecht, Teamleitung Kindertagespflege.
Der SkF war in der Anfangszeit der Kindertagespflege einer von acht Modellstandorten für die Evaluierung und Entwicklung des damals vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München entwickelten Curriculums für die Qualifizierung von neuen Kindertagespflegepersonen. Die Wissenschaftler*innen des renommierten DJI haben in der Geschäftsstelle in der Dammannstrasse den Gesprächskreisen und Tagesseminaren beigewohnt, um sich ein Bild vom Inhalt und der Qualität der Qualifizierung zu machen, um die Professionalisierung des Berufsbildes auf Landes- und Bundesebene voranzutreiben. Regelmäßig qualifiziert der Fachdienst seitdem ca. 30 neue Kindertagespflegepersonen im Jahr und hält ebenso ein großes Fortbildungsprogramm vor.
Seit dem 1. August 2013 hat jedes Kind ab dem ersten Geburtstag einen Rechtanspruch auf einen Betreuungsplatz. „Für die gesamte Kinderbetreuung in Essen war es mit enormen Kraftanstrengungen verbunden, ab diesem Zeitpunkt genügend Betreuungsplätze anbieten zu können. Die Kindertagespflege hat eine wichtige Rolle dabei gespielt, den Rechtanspruch überhaupt erfüllen zu können. Sie hat sich in den vergangenen Jahren als feste Größe und als qualitativ hochwertiges Angebot etabliert, um die Stadt bei der Bereitstellung der Betreuungsplätze zu entlasten“, so Björn Enno Hermans, Geschäftsführer SkF Essen-Mitte.
Mittlerweile begleiten und beraten 21 festangestellte Fachberater*innen der cse gGmbH die 271 Kindertagespflegepersonen und die Eltern der betreuten Kinder sowie Betreuung suchende Eltern in Essen. Vier Fachberaterinnen kümmern sich inzwischen ausschließlich um mittlerweile angeschlossene 30 Großtagespflegestellen. Acht fest angestellte Kindertagespflegepersonen und flexible Springerkräfte stellen weitestgehend die Vertretung sicher. Im Zuge der Gleichstellung mit den Kitas, besteht im Krankheitsfall oder für Urlaubszeiten ein Anspruch auf einen Vertretungsplatz für die Kinderbetreuung. Dadurch hat sich die Verlässlichkeit und Servicequalität für die Eltern enorm verbessert.
„Als größter Träger in Essen können wir stolz darauf sein, dass wir nach wie vor individuell auf die persönlichen Bedürfnisse der Familien eingehen und passgenaue Lösungen für die Kinderbetreuung anbieten können. Die Betreuung ist so beispielsweise nur für wenige Stunden möglich bis hin zu ganztags Lösungen. Dabei werden Kinder entweder im Haushalt der Kindertagespflegeperson oder in eigens dafür angemieteten Räumen betreut. In Großtagespflegen übernehmen zwei bis drei Kindertagespflegepersonen im Mehraugenprinzip die Betreuung einer kleineren Gruppe von bis zu neun Kindern. In Einzelfällen ist aber ebenso eine Betreuung im familiären Haushalt möglich – ganz so, wie es die jeweilige familiäre Situation erfordert“, so Dana Erl, Fachberatung Bildung und Betreuung. Die familienähnlichen Strukturen und die Möglichkeit so auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder einzugehen sind Vorzüge der Kindertagespflege – insbesondere für ganz kleine Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren. Aber auch die Flexibilität im Hinblick auf Betreuungszeiten und –orte bieten für viele Familien Vorzüge.
Seit einem Jahr läuft mit „Lillebror“ die erste cse-eigene Großtagespflege im „Haus der Kindertagespflege“ in der Fischerstraße 10, wo neben der Großtagespflege auch eine Vertretungsstelle sowie Büros der Fachberaterinnen der Großtagespflegen ansässig sind. Die Großtagespflege bietet Platz für insgesamt neun Kinder mit zwei fest angestellten Kindertagespflegepersonen. Die cse beschreitet damit neue, innovative Wege: sie ist der einzige Träger in Essen mit einer eigenen Großtagespflege. „Eltern haben dort die Möglichkeit einen Blick hinter die Kulissen einer Großtagespflege zu werfen, um zu schauen, ob das Betreuungsmodell für ihre Familie passen kann“, so Dana Erl.